Alte Leute aus Remich erzählen folgendes: In der Werkstätte eines Handwerksmannes hörte man den ganzen Tag über nichts als gotteslästerliche Flüche über der Arbeit. Der Meister wünschte Lehrjungen und Gesellen jeden Augenblick zum Teufel. Auch die Gesellen ahmten bald das gräßliche Fluchen nach und verwünschten sich untereinander oder ihr Handwerkszeug oder den Meister in seiner Abwesenheit. Da erschien einst plötzlich in einer Ecke der Werkstatt ein schwarzer Hund, der starren Blickes alle Bewegungen der Arbeiter beobachtete. Man ergriff die Flucht. Der Meister riet seinen Angehörigen, die Sache geheim zu halten.
Anderen Tags war das Tier verschwunden; aber über der Arbeit zeigte es sich bisweilen minutenlang den entsetzten Arbeitern.
Das dauerte so einige Wochen. Da erschienen die Geißler auf ihren Bußfahrten auch in der Remicher Gegend. Diese Geißler besaßen große Macht über den Teufel. Man nahm daher ihre Hilfe in Anspruch. Das Untier wurde nun zwar für immer aus der Werkstatt verbannt, zeigte sich aber in derselben Straße ("im Winkel") noch von Zeit zu Zeit und die Erscheinungen, die zwar immer seltener wurden, sollen sich bis in die neueste Zeit fortgesetzt haben.
Quelle: Lehrer N. Biver zu Remich
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aus: Sagenschatz des Luxemburger Landes (Nikolaus Gredt)
VI. Geheimnisvolle Tiere – 5. Hund: 543. Schwarzer Hund im "Winkel" zu Remich
Nikolaus Gredt: Sagenschatz des Luxemburger Landes
1. Neudruck Esch-Alzette: Kremer-Muller & Cie, 1963.
Die Originalausgabe erschien 1883.
Volltext des Buches: http://www.zeno.org/nid/20007861478