Eine luxemburgische „Jeanne d’Arc“
Im Zusammenhang mit der am 8.5. abgehaltenen Jeanne d'Arc Feier in Orléans, mag es den Leser interessieren etwas von einer „luxemburgischen Jeanne d'Arc“ aus unserer belgischen Nachbarprovinz zu hören, die ein Beispiel von Hingabe und Mildtätigkeit war:
Außerhalb der Stadt Remich befindet sich heute noch ein Grundstück „Dankfeld“ – im Volksmund „Daufelt“ – genannt. Dieser Name verdankt seinen Namen folgender Begebenheit:
Im Jahre 1673 wurde Remich auf eine grauenhafte Art und Weise von der Pest heimgesucht, die überall Tod und Verderben brachte. Da sah man plötzlich ein junges Mädchen im Alter von 19 Jahren von Tür zu Tür gehen und sich der Krankenpflege widmen, indem sie größten Opfermut an den Tag legte. Zart und schmächtig wie es war, legte es überall Hand ans Werk, besorgte die Kranken, half die Toten begraben, spendete den Hinterbliebenen Trost und unterstützte sie nach besten Kräften. Es war die fromme Charlotte aus dem mächtigen Hause derer von Vogelsang (Sterpenich).
Zu der Zeit hatte die Familie von Elter den sehr baufälligen und teilweise strohgedeckten Gebäudekomplex des Schlosses von Mersch übernommen, den sie für sich und ihren Sohn, den späteren Gouverneur von Luxemburg, als Landsitz in Stand setzen und durch eine Wendeltreppe bequemer einrichten ließ. Johann Friedrich von Elter, Herr von Mersch, Heffingen, Fels und Remich, Baron von Vogelsang, Ritter des goldenen Vliesses, brachte sein gräfliches Wappen an der Schloßpforte an, welches trotz Eigentumswechsel und trotz der französischen Revolution bis heute erhalten ist. 1717 malte die fromme Charlotte ihr elterliches Wappen auf den Altar der restaurierten Schloßkapelle.
Das Volk von Remich verehrte sie fast wie eine Heilige. Nachdem die Gefahr vorüber war, schenkten die Stadtmagistraten, in Anerkennung ihrer hohen Verdienste, Charlotte ein Stück Grundeigentums für sie und ihre Nachkommen, das den Namen „Dankfeld“ erhielt.
Eine dreiköpfige Familie, die sich inmitten der Mosel auf einem sich dort befindlichen Steinhaufen vor der ansteckenden Krankheit geflüchtet hatte und dort bis zum Aufhören derselben verblieb, war wie ein Wunder davon verschont geblieben. Aus Dankbarkeit errichtete sie eine Kapelle auf dem Charlotte geschenkten Grundstück, die noch heute von den Nachkommen der betreffenden Familie in Stand gehalten wird.
Über den Ursprung der Dauffelter Kapelle berichtet uns die Sage: In Remich hauste die Pest vor einigen Jahrhunderten derart, daß alle Einwohner bis auf einen Mann, welcher sich in einem Faß aufhielt, starben. Dieser gelobte, wenn er von der Pest bewahrt bliebe, nach Luxemburg zu dem Gnadenbilde der Trösterin der Betrübten zu wallfahren. Er blieb auch davon verschont und nun machte er sich auf, um sein Gelübde zu erfüllen. Am Tore zu Luxemburg aber ließ man niemand ein, der aus einer Ortschaft kam, wo die Pest wütete, und als er gefragt wurde, woher er käme, antwortete er: „Von Dauffelt“.
Da keiner diesen Namen kannte, wurde er in die Stadt eingelassen. Er verrichtete seine Andacht vor dem Gnadenbilde und opferte eine Kerze; dann machte er sich wieder auf den Heimweg. Zu Hause angelangt, erbaute er eine Kapelle, welche den Namen Dauffelter Kapelle erhielt.
A. B.
aus: Obermosel-Zeitung, Dienstag, 20. Mai 1947.