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Geschichte der Kirche

 

Kurze Geschichte der Remicher Pfarrkirche

 

Es ist anzunehmen, dass das Christentum im Zuge der römischen Besatzung in unsere Gegenden kam. Das Toleranzedikt von Kaiser Konstantin (333) tat sein Übriges. Das Christentum entwickelte sich vorerst unter den römischen, merowingischen und fränkischen Oberschichten. Die Bekehrung der Bevölkerung war nur eine Frage der Zeit, und Missionare wie der Angelsachse Willibrord, der 698 das Kloster Echternach gründete, konnten sich von hier aus der Friesenmission widmen.

Auf dem Gebiet des heutigen Großherzogtums folgte die kirchliche Einteilung den damaligen mittelalterlichen Verwaltungsgebieten, z.B. Wawergau für Luxemburg und Arlon, Bedgau für Trier, Echternach und Bitburg, Ardennergau für den Norden, Besslingen usw., und Moselgau für Metz und Diedenhofen. Die Zuständigkeit fiel demnach an die (Erz)Bistümer Trier, Lüttich und Metz.

Infolge des Konkordats Kaiser Napoleons mit dem Papst 1801 kam das Territorium unter das Bistum Metz. 1823 wurde es Namur zugeteilt.

1840 wurde das Territorium des Großherzogtums Apostolisches Vikariat, ab 1870 eigenständige Diözese und 1988 Erzdiözese.

Wann die erste Kirche in Remich erbaut wurde, ist unklar. Erstmals erwähnt wird die Kirche von Remich in einer päpstlichen Bulle Innozenz' II. von 1140, laut der sie in die Trierer Abtei St. Maximin eingegliedert wird. Um das Jahr 1250 wurde die Ortschaft Remich dann zum Dekanatssitz erhoben, und aus der Pfarrkirche wurde eine Dekanatskirche.

Unweit Remich, bei Erpeldingen auf dem Ort genannt Neunkirchen, stand eine Johannes-Kirche; sie wurde erstmals in einem Visitationsprotokoll von 1570 erwähnt. Die Geschichtsschreibung glaubt, dieser Kirche eine besondere Rolle und einen höheren Rang als derjenigen von Remich zuordnen zu müssen. Es wurde sogar angenommen, der Name Neunkirchen weise auf neun Kirchen hin, die dieser Kirche unterstanden, darunter auch Remich. Dabei kommt der Name von "nuwe", also neue Kirche. Die Kirche Neunkirchen war 1790 baufällig, Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sie eingeebnet.

Am 5. Juni 1712 wurde die Kirche von Remich durch einen Großbrand völlig zerstört. Das Feuer brach zwischen 11 und 12 Uhr aus; es vernichtete die Kirche und das Pfarrhaus sowie 11 weitere Häuser in der Nachbarschaft. Die Kirchenglocken schmolzen.

Der Turm neben der Kirche bildet eine Besonderheit. Ursprünglich wahrscheinlich ein Wehrturm aus fränkischer Zeit, wurde er später Teil der Stadtmauer, ehe er umgebaut und erhöht wurde, um seiner neuen Funktion als Kirchturm gerecht zu werden.

1725 brannte der Helm des Kirchturms ab. Der Visitationsbericht aus diesem Jahr bescheinigt der Pfarrkirche insgesamt einen erbärmlichen Zustand.

Im Jahre 1746 wurde dann der Helm des Kirchturms repariert, und die Kirche wurde vergrößert und ebenfalls repariert bzw. neugebaut.

Auch anderweitig gab es Probleme. Wie in vielen Ortschaften war der Friedhof in Remich rund um die Kirche angelegt worden. Ende des 18. Jahrhunderts wurde dies nun von den Obrigkeiten verboten. Ein Edikt des österreichischen Kaisers Joseph II. von 1784 untersagte Bestattungen in den Kirchen und auf Friedhöfen neben oder rund um die Kirchen. Dieses Edikt wurde 1790 wieder aufgehoben. Aber kurz darauf verfügten die nun in Luxemburg herrschenden Franzosen ebenfalls, dass Friedhöfe nur außerhalb der bewohnten Ortschaften angelegt werden durften.

Mit den verschiedenartigsten Argumenten (Geldmangel, Widerstand des Klerus und der Bevölkerung, oder der Hinweis, dass auf dem Friedhof noch Platz für weitere Jahrzehnte verfügbar war – Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die bisherigen Remicher Filialkirchen Stadtbredimus, Schwebsingen, Wellenstein und Bech-Kleinmacher eigene Pfarreien mit eigenen Friedhöfen) konnte Remich den Bau eines Friedhofs außerhalb der Ortschaft bis 1875 hinauszögern.

 

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Im Jahr 1791 war die Pfarrkirche dann ganz baufällig geworden ("menaçait ruine"). Sie wurde abgetragen, und die Fundamente des Neubaus wurden gelegt.

Seit dem Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1714 bildeten die heutigen Länder Luxemburg und Belgien die Österreichischen Niederlande. Als Frankreich im Jahr 1792 Österreich den Krieg erklärte, folgten unruhige Zeiten an der Mosel und im Süden des Landes. An einen kompletten Wiederaufbau der Kirche war da nicht zu denken.

1795 kapitulierte die Festung Luxemburg, und das Herzogtum wurde mitsamt den südlichen Niederlanden (Belgien) der Französischen Republik einverleibt. Zwar war die "terreur" schon zu Ende gegangen, von den Geistlichen wurde aber immer noch der sogenannte Hass-Eid ("Je jure haine à la royauté et à l'anarchie, attachement et fidélité à la République et à la Constitution de l'an III.") verlangt. Dechant Jean-Henri Molitor aus Remich verweigerte 1798 diesen Eid und durfte daraufhin keine religiöse Tätigkeit mehr ausüben. Dies war einer Neuerrichtung der Kirche weiterhin abträglich.

Während des Ancien Régime walteten in der Remicher Unterstadt verschiedene Ordensgemeinschaften. Ob die Dominikaner und die Franziskaner der Dominiksgässel und der Frënzelgässel ihren jeweiligen Namen gegeben haben, ist nicht belegt.

Beginen in Remich werden zum ersten Mal im 13. Jahrhundert erwähnt, und ihnen scheint die Elisabetherinnenkapelle (ab 1823 Primärschule, heute Kulturzentrum al Schoul) gehört zu haben. Es liegt nahe, dass die Pfarrangehörigen sich während der kirchenlosen Zeit mit der Elisabetherinnenkapelle behalfen.

Das Konkordat Napoleons mit dem Papst im Jahre 1801 hätte den Wiederaufbau der Remicher Kirche eigentlich ermöglicht, aber dann brauchte das französische Kaiserreich Geld für seine Kriegszüge. So wurde der Wiederaufbau der Kirche erst 1816 begonnen. Bis dahin waren nur kleinere Arbeiten an den Fundamenten ausgeführt worden. Man begann mit dem Inventar der auszuführenden Arbeiten und beseitigte bauliche Fehler an den Fundamenten, ehe die eigentlichen Arbeiten begannen. 1818 war die Kirche dann fertiggestellt, und 1839 erhielt sie eine Orgel. 1847 wurde sie konsekriert.

 

 

Neugebaute Kirche um 1847.jpg

 

 

 

1904 schließlich wurde der heutige Frontgiebel angefügt.

 

 

Kirche mit Giebel.jpg

 

 

Schutzpatrone waren seit urdenklichen Zeiten die Heiligen Stephanus und Laurentius. 1989 wurde der um das Jahr 590 in Remich geborene heilige Kunibert offiziell zum zweiten Schutzpatron der Dekanatskirche ernannt.

Seit 1989 steht die Remicher Kirche unter Denkmalschutz und wurde zum Nationaldenkmal erklärt.

Infolge der territorialen Umstrukturierungen in der Erzdiözese Luxemburg wurde die bisherige Dekanatskirche von Remich durch erzbischöfliches Dekret mit Wirkung zum 1. August 2018 zur Pfarrkirche der neuen Pfarrei "Dräilännereck Musel a Ganer Saint-Nicolas" erhoben.

 

Jean Ensch / Carine Hensgen

 

Quellen:

- Gilbert Schmidt: Aus der Geschichte der Pfarrei und der Dekanatskirche Remich

- Gemeindearchiv der Stadt Remich: régistres aux délibérations

- Alphonse Sprunck: Aus der Vergangenheit der Stadt und des Hofes Remich

- Paul Friederici: Remich – Rundgang in die Vergangenheit

 

 

Bilder zur Verfügung gestellt von:

Albert Hoffmann (5)

Jean Rock (2)

Paul Vanolst (1)

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